Freitag, 8. Mai 2015

Vom Wert der Faulheit

Hier ein geniales Zitat aus dem wunderbaren Buch "funny girl" von Anthony McCarten:
"Harte Arbeit mag sich langfristig auszahlen, aber Faulheit zahlt sich sofort aus."

Ich finde, dass es dazu eigentlich absolut nichts hinzuzufügen gibt. Aber ein paar meiner Gedanken muss ich euch doch antun:


Ich liebe es zwar, vor mich hinzuarbeiten und ich mag keine Langeweile. Und wenn ich mal (was sehr selten vorkommt) eine ganze Weile lang gar nichts zu tun habe, dann werde ich extrem unzufrieden. Andererseits aber liebe ich es, faul zu sein. Ich liebe es, auf meinem Sofa einen kleinen, leichten Mittagsschlaf zu halten. Ich liebe es, auf dem Balkon mein Gesicht der Sonne entgegenzustrecken. Ich liebe es, bei meiner Nachbarin auf der Terrasse zu plaudern. Ich liebe es, nichtssagend in ein Lagerfeuer zu starren mit einem Glas Rotwein in der Hand.

Leider habe ich beim Ausleben meiner Faulheit immer latent ein schlechtes Gewissen, obwohl ich genau spüre, wie gut mir der Müßiggang tut. Das kommt sicher zum Teil von meiner Erziehung, denn da ist in meinem Hinterkopf immer diese kleine fiese Stimme, die mir sagt, dass ich arbeiten muss, sonst bin ich nichts wert und wer liest ist faul und ähnliches. Aber es kommt auch von meinem extrem arbeitssamen und fleißigen privaten Umfeld (ich meine hier meinen Mann, der immer was zu tun hat und immer vor sich hin schafft) und von meinem extrem arbeitssamen und fleißigen geschäftlichen Umfeld (ich meine hier meine Zimmerkollegin, die an vielen Tagen im Jahr extrem früh mit der Arbeit anfängt und bis zum Feierabend ohne Pause durchschuftet).

Tja, ich versuche da irgendwie den Mittelweg zu finden, aber es scheint mir immer, dass die anderen denken (und es auch ab und zu indirekt erwähnen), dass ich faul bin. Und obwohl ich es ja, wie oben erwähnt, liebe, faul zu sein, bin ich der Meinung, dass ich viel zu selten faul bin.

Warum sind wir so selten faul, obwohl wir doch ein Recht auf Faulheit haben?
Warum sind wir so selten faul, obwohl wir doch den Müßiggang der Südländer so toll finden?
Warum sind wir so selten faul, obwohl wir am Ende unseres Lebens bedauern, so viel gearbeitet zu haben?

Ist das typisch deutsch, oder ist das typisch Konsum- und Leistungsgesellschaft?

Ich habe keine Ahnung und werde mich gleich jetzt auf mein Sofa zurückziehen, um in aller Faulheit darüber nachzudenken.....

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