Freitag, 20. Februar 2015

Planetarischer Stromausfall und dann?

Leider ist mein Arbeitsplatz so weit von meinem Wohnort entfernt, dass ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin. Das allein wäre schlimm genug, aber ich muss dazu auch noch jeden Tag 2 x über den Stuttgarter Bahnhof kommen. Gefühlt wird das täglich schwieriger. Ich wälze mich zusammen mit der morgendlichen Menschenmasse durch die einzige viel zu enge Gasse und habe keine Chance dem zu entkommen. Als tägliche Krönung muss ich während der Fahrt auch noch den Lärm aus den Kopfhörern meiner Mitreisenden ertragen. Ich nutze dies, um mich in Gelassenheit zu üben und meistens gelingt es mir auch, ruhig zu bleiben. Kürzlich hatte aber ein junger Mann seine grässliche Musik so laut, dass ich keine Chance hatte, es für die gesamte Fahrt zu ertragen, weswegen ich ihn antippte (ansprechen bringt nichts, sie sind taub für die Geräusche der Außenwelt) und fragte, ob er seine Musik bitte leiser machen könne...
Er: "Warum?" Ich:"Weil es mich stört" Er:"Warum stört Sie das?" Ich:"Weil es sehr laut ist" (eine Mitfahrerin daraufhin:"Jaaa, mich stört es auch") Er:"Hä, ich weiß gar nicht, was Sie wollen" Ich: "Würden Sie bitte die Musik leiser machen?" Er:"Was?" Ich (mit zusätzlicher Handbewegung, mit der ich ihm klar machen wollte, was mein Anliegen ist):"Leiser, würden Sie bitte Ihre Musik leiser machen?" Er:"Was?" Ich:"Leiser, wissen Sie, was leiser ist? Leiser, wie lauter, nur das Gegenteil. Leiser...lauter...leiser...lauter"(immer mit der entsprechenden Handbewegung). Ich glaube, dann hat er es kapiert. Zumindest hat er kopfschüttelnd ein bisschen leiser gemacht. Aber nur ein bisschen..... Zum Glück war es leise genug, dass meine Gelassenheitsübungen wieder wirksam waren.

Hier ein wunderbares und passendes Zitat aus dem Buch "Am Hang" von Markus Werner:

Man muss kein digitaler Depp sein, und kein gestriger Geist, um die totale Elektronisierung und Informatisierung manchmal zum Teufel zu wünschen. Wissen sie, was ich mir dann und wann ausmale, wenn ich auf meinem Sofa liege? Die Welt nach dem planetarischen Stromausfall! Und alle Aggregate am Ende, die Akkus leer, die Batterien ausgelaufen - das globale Gerassel verstummt. Stillstand und aschgraue Monitore. Belämmerte Menschen, getrennt von den Geräten, mit denen sie verwachsen waren, herausgerissen aus ihrer viereckigen Schattenwelt und geblendet vom Glanz der anderen.

Und dann?
Stille!

1 Kommentar:

  1. ich fahre auch mit dem Zug- kenne die Situation... und ja auch ich übe mich in Gelassenheit...
    der Text von Markus Werner ist klasse!
    danke dafür....

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