Mittwoch, 30. Dezember 2015

Sklave, oder König?

Über Weihnachten war ich in der neuen Außen-Sauna vom Jordanbad. In der alten Außen-Sauna gab es bereits "Event-Aufgüsse" und die gibt es in der Neuen immer noch, allerdings geht der Bademeister nicht mehr von Platz zu Platz, sondern man muss selbst tätig werden, da der Bademeister wegen der Größe der Sauna nicht mehr alle Besucher erreicht.
Dieses Mal gab es eine zart duftende und unglaublich cremige Joghurt-Creme, die dann jeder auf der Haut verteilen darf. Der Bademeister kam also ganz kurz in die Sauna, stellte seine Utensilien ab und bat die Besucher zu ihm zu kommen, um sich die besagte Creme abzuholen. Alle Frauen und auch einige Männer stellten sich also in die Reihe und holten sich ihren Löffel voll Creme ab. Wieder zurück an den brav mit dem Handtuch besetzten Platz und dann auf der bereits angeschwitzten Haut eincremen. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist mir aufgefallen, dass ich zwischen Genuss und Abweisung hin und her schwanke. Aber dann kam der Bademeister in die Mitte des Raumes, hat die erste Gießkanne über den mittig stehenden Ofen geleert und dann sein Handtuch gewedelt. Was sage ich: Es war kein Handtuch, sondern ein riesiges Frotteelaken, das wie eine Fahne an einem großen Stab befestigt war. Darauf war ein rotes Wappen mit der Aufschrift "Wedelchamp" eingewebt. Über Geschmack lässt sich wie immer streiten, aber der Bademeister war wirklich ein Wedelchamp, nein er war mehr: Er war und ist der schöne Sklave, den sich jede Königin wünscht: Graue Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz zurück gebunden, leicht braun gebrannt und perfekt muskulös. Das Laken hat er würdig über die dicken und schwitzenden Menschen geschwenkt und ich hab ständig versucht, seinen Blick zu erhaschen, was mir nicht wirklich gelungen ist.

Aber mir wurde eines klar: Die dekadente deutsche Kultur wird bald untergehen. Wie lange das "bald" noch entfernt ist, kann ich nicht sagen, aber in solchen Saunen besteht für mich daran kein Zweifel.

Und eins wurde mich auch klar: Ich will nicht zu den schwitzenden Königen, sondern zu den stolzen Sklaven gehören, denn sie sind die wahren Könige!







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